„Mit DER spielen wir nicht mehr!“
Nach einer Zeit spielen einige Mädchen nicht mehr mit Mira auf dem Schulhof in der Pause. Scheinbar einfach so.
Mira ist darüber traurig. Sie weiß nicht, warum das so ist.
Zuhause hat ihr Thema „...die wollen mit mir nicht mehr spielen...“ jedoch keinen Platz, weil neben der immer „weniger werdenden“ Mama trotz oder wegen des Nicht-Redens über ihre Krankheit oder Sterben, kein Raum für die Wahrnehmung der Not des Kindes ist.
Und dann ist die Mama eines Tages tot. Über die Verwandten erhält der Vater meine Adresse und ruft direkt bei mir an. Wie soll er was Mira erzählen?
Wir treffen uns und sprechen über Möglichkeiten.
Dann sagt er es dem Kind, das völlig überrascht reagiert. „Die Mama ist tot? Warum?“
Ich rufe die Klassenlehrerin an.
Sie erzählt mir am Telefon, dass die Klassenkameradinnen zu ihr vor Wochen schon gekommen seien und sagten: „Frau Meier, mit der Mira spielen wir nicht mehr! Ihre Mama stirbt und sie ist gar nicht traurig!“
Die Lehrerin, die wusste, dass die Eltern von Mira ihrer Tochter nichts vom anstehenden Sterben sagen wollten, war sprachlos. Verunsichert.
Den Umgang mit Trauer lernen Lehrer nicht im Studium.
Jetzt war die Mutter tot, der Vater verstand durch unsere Gespräche, wie wichtig Aufklärung, wie wichtig Information ist.
Einige Tage nach der Beerdigung ging ich gemeinsam mit Mira zur Schule.
Mit den Kindern in ihrer Klasse sprach ich über Traurigkeit, auch über Miras Traurigkeit, die erst jetzt da war, wo sie wusste, dass die Mama ganz ganz feste krank gewesen und jetzt auch noch tot war.
Erst wenn ich etwas wissen darf, kann ich auch verstehen - und reagieren.
Und wir malten in der Schulklasse Bilder zu den Fragen:
Was machst du, wenn du traurig bist?
Wer oder was hilft dir, wenn du traurig bist?
Gespräche und Gemälde mit Kindern, die so wertvoll sind!
Für Erwachsene sind sie nicht weniger bedeutsam. 😉